Eigene Musik produzieren lernen: Darauf kommt es dabei an und so lange dauert es wirklich
Viele Hobbymusiker wollen Songs zu Hause selbst produzieren. Den meisten ist aber nicht klar, was sie dazu alles brauchen und wie lange es dauert. In diesem Artikel klären wir darüber auf, was zum Start notwendig ist, damit eine reibungslose Produktion funktioniert.
Bevor wir über den zeitlichen Rahmen sprechen, sollte man verstehen, was es bedeutet, einen Song von Null bis zur Veröffentlichung zu produzieren. Und auch, welche Tools jeder Musikproduzent in seiner Toolbox haben sollte. Ganz egal, ob man sich mit Musik nur hobbymäßig beschäftigt. Oder den nächsten Radiohit rausbringen will.
Dieses Wissen brauchst du, um Musik produzieren zu können
1. Deine DAW kennen lernen
Die DAW (Digital Audio Workstation) ist ein Tonstudio in Form einer Software, die viele Möglichkeiten bietet - und das macht sie komplex. Stell dir vor, du wärst ein Dirigent mit einem endlosen Orchester: Du hast unbegrenzt viele Instrumente, die du spielen und steuern kannst. Technisch und musikalisch sind die Möglichkeiten endlos. DAWs sind komplex und es kann schnell passieren, dass du stecken bleibst zwischen unterschiedlichen Funktionen, Menüs und Pop-Up-Meldungen. Das Gute aber: Du musst nicht unbedingt alle Funktionen kennen, aber die wichtigen Grundlagen schon:
- Die Struktur der DAW
- Wie du Audio und MIDI aufnimmst und anwendest
- Wie du einen MIDI-Controller anschließt
- Wie du mit unterschiedlichen Instrumenten, Effekten und zusätzlichen Plugins umgehen kannst
So musst du dich nicht erst mit der Technik auseinandersetzen, wenn du Inspiration für einen Song bekommst.
Es gibt sehr viele angehende Musikproduzenten, die aus der Anleitung lernen. Technisch kann es dir helfen, die DAW besser zu verstehen. Musikalisch bringt es dich aber nicht weiter, weil man sich viel außerhalb der Funktionalität beschäftigen sollte - denn am Ende des Tages ist es ja dein Ziel, als Musikproduzent Musik zu kreieren. Die technische Seite der DAW soll dich dabei nur unterstützen, nicht das Hauptziel sein oder dich gar belasten. Unter anderem solltest du wissen, wie du
- Einen Track beginnst und ihn fertig produzieren kannst
- Deine Ideen musikalisch in der DAW umsetzen kannst
- Die DAW als musikalisches Instrument benutzen kannst - so dass du ein Maximum an Kreativität aus dir herausholst
Für welche DAW (Digital Audio Workstation) du dich entscheidest, ist dabei egal. Wichtig ist, dass du eine Plattform für dich findest, die dir Spaß macht und bei der du dich zu Hause fühlst. Und das erreichst du, wenn du das Programm ausführlich lernst und verstehst.
Bald findest du in unserem Blog eine Übersicht aller gängigen DAWs und unsere Empfehlungen für dich.
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2. Musiktheorie für Produzenten
Musik ist ein Kommunikationsmittel – als Produzent redest du nur nicht mit Worten, sondern nutzt Klänge und Töne, um mit deinen Zuhörern zu kommunizieren.
Die Musiktheorie ist wie das Regelwerk der Musiksprache. Du lernst also "Buchstaben und Wörter", um eine überzeugende und interessante Geschichte erzählen zu können. Dazu gehört auch der Songaufbau, was man in der Musikproduktionssprache “Arrangement” nennt.
Noten und Akkorde
Die "Buchstaben" sind dabei die unterschiedlichen Noten, die du zusammenstellen kannst, um ein bestimmtes Gefühl zu erwecken. Dazu kommt die Harmonie eines Songs, die du durch Akkorde erstellen kannst. Die verschiedenen Kombinationen zwischen den einzelnen Noten und Akkorden geben unterschiedliche Klangfarben und Stimmungen vor: fröhlich, traurig, tanzbar, chillig, spannend, lebendig...
Warum lohnt es sich, Musiktheorie zu lernen
All diese Gefühle kannst du bewusst und sehr schnell zusammenstellen, wenn du nur die Basics der Musiktheorie kennst.
Songarrangement
In jedem erfolgreichen Song oder Musikstück gibt es eine bestimmte Struktur, die für die Zuhörer ein klares Bild darstellt und das Ziel des Songs präsentiert.
Der Songaufbau hängt vom Stil ab, aber die Grundlagen sind ähnlich für jeden Stil. Wir wollen den Song spannend aufbauen, aber auch nicht zu aufregend, damit er angenehm zu hören ist. Unter anderem wollen wir auch, dass der Zuhörer dran bleibt, unseren Song von Anfang bis zum Ende hört und begeistert genug ist, ihn immer wieder zu hören. Das schaffen wir, wenn wir die Energie des Songs gezielt steuern - durch die verschiedenen Teile. All diese Dinge gehören zum Thema “Songarrangement” und zur “Musiktheorie”.
Es gibt einen Grund, warum eine Produktion zum Hit wird und eine andere weniger erfolgreich ist. Ausgezeichnete Komponisten wie hervorragende Regisseure erstellen die Geschichte so gut, dass die Zuhörer oder Zuschauer eine emotionale Verbindung dazu aufbauen. Ein guter Song per Definition soll uns also emotional beeinflussen.
Das solltest du dir merken: Auch wenn du mal ins Extreme gehen, etwas Einzigartiges schaffen willst, wird es dir viel leichter fallen, wenn du Musiktheorie und die Musiksprache verstehst. Du wirst zu viel besseren Ergebnissen kommen, weil deine Stücke von Anfang an musikalisch klingen werden. Später musst du sie nur noch zu einer fesselnden Geschichte aufbauen. Musiktheorie kann dir dabei helfen, interessante Melodien, Akkorde, oder sogar den Beat zu bauen. Sie hilft uns, sehr viel Zeit zu sparen und effizient Musik zu produzieren. Unsere Melodien, Basslinien, Beats usw. klingen viel schneller gut und der Weg von einer Idee zum fertigen Song wird kürzer.
3. Sound Design
Mit Sound Design wirst du eine eigene Klangidentität entwickeln, um einfach anders zu klingen als all die anderen.
Du kannst mit verschiedenen Klangerzeugern wie Synthesizer und Sampler den Klang von Null aufbauen und ihn individuell anpassen, um eine bestimmte oder besondere Klangfarbe zu produzieren - wie die einer Trommel, Flöte, Gitarre sowie Klangeffekte eines Glasbruchs, einer Rauchmaschine u.a.
Unter “Sound Design” versteht man ganz allgemein meistens die Klanggestaltung in der Filmindustrie. Dazu gehören solche Klänge wie Wind, Türschließung, Schüsse und weitere Geräusche, die man in Filmen hören kann.
Sounddesign in der Musikproduktion
In der Musikproduktion ist das Prinzip gleich: Man erzeugt Klänge mit Hilfe von Instrumenten wie Synthesizer und Sampler. Der Zweck ist aber musikalisch. Das Ziel ist etwas Besonderes, Originelles in einem musikalischen Konzept zu kreieren.
Bei Sound Design erfährst du alles über
- Den Klang und seinen Einfluss auf uns Menschen
- Verschiedene Klangerzeuger wie Synthesizer und Sampler, deren Struktur und Parameter
- Wie du das Ganze in ein musikalisches Konzept bringen und für deine Songs verwenden kannst
Damit kannst du den Klang manipulieren und die "Geschichte" deiner Songs überzeugend erzählen.
Wenn du mit Sampler und Synthesizer arbeitest, wirst du oft sehr besondere Klänge entdecken und erzeugen können. Das macht viel Spaß und wird dich inspirieren, neue Musik zu komponieren.
Wenn du die erfolgreichsten Künstler und Musiker in der Musikgeschichte betrachtest: Beethoven, Jimi Hendrix, die Beatles oder Led Zeppelin - alle haben sie einen einzigartigen Klang in die Welt gebracht, der für das Publikum frisch war und eine große Rolle für ihren Erfolg spielte.
Sound Design gibt dir die Möglichkeit deinen eigenen Klang zu finden und dadurch eine Chance, großartige Musik zu kreieren!
4. Mixing & Mastering: Der letzte Schritt vor der Veröffentlichung deiner Songs
Der letzte Schritt über den du dir Wissen aneignen solltest, ist Mixing und Mastering.
Hier bringst du deine Musik auf einen professionellen Level, damit deine Songs dem Standard der heutigen Musikindustrie entsprechen.
Auch wenn du deine Lieder “nur” privat teilen oder bei SoundCloud veröffentlichen willst, geht es hier um eine gute Präsentation deines Songs. Immerhin möchtest du ja auch hinter dem stehen können, was du da tust.
Bei Mixing & Mastering gibt es zwei Aspekte:
- Zunächst der technische Aspekt: Der eigentliche Prozess mit allen Tools, die man heute in jeder DAW findet. Hier sorgst du dafür, dass jedes Instrument gut durchkommt und zu hören ist.
- Der zweite Aspekt ist der musikalische: Der Song soll so klingen, wie du es dir als Produzent vorstellst. Natürlich kannst du deine Songs von einem Mixing Engineer abmischen und mastern lassen. Deine Vision, wie der Song klingen soll, wird ein Mixing Engineer aber nie genau wiedergeben können. Und das ist genau der Grund, warum du Mixing und Mastering selbst lernen und können solltest. Nur dann wird dein Song genau nach deiner Vorstellung klingen, denn nur du kannst das ausdrücken, was in dir vorgeht.
Fazit
Damit dich dieses Wissen im Musikmachen weiterbringt, reicht es nicht, die Infos passiv aufzunehmen. Du musst es praktisch anwenden und ständig üben.
Bist du ganz neu in der Musikproduktion und willst richtig gute Musik produzieren, kannst du mit drei Monaten pro Schritt rechnen. Am einfachsten ist es, das Gelernte sofort praktisch umzusetzen. Dann hast du gute Chancen, innerhalb von einigen Monaten ein paar Songs zu produzieren und zu veröffentlichen.
So checkst du, ob du das richtige Equipment fürs reibungslose Produzieren hast
Wir sehen viele Home-Produzenten, die jeden letzten Schnickschnack haben wollen. Sie kaufen Dinge ohne zu wissen, wie sie damit umgehen sollen oder wozu sie gut sind. Die nachfolgende Liste soll dir dabei helfen, das Notwendige vom Überflüssigen zu unterscheiden.
Für dein Homestudio brauchst du nicht mehr (aber auch nicht weniger) als
- einen leistungsstarken Laptop oder PC
- DAW (Ableton, Logic, FL Studio o.a.)
- MIDI-Controller/-Keyboard
- Kopfhörer und/oder Studiolautsprecher: Je nach Akustik deines Raumes und deinem Budget kannst du anfangs auch nur mit Kopfhörern Musik produzieren und dir später Monitore zulegen.
- Soundkarte bzw. Audio Interface
- Optional: Mikrofon, wenn du deine Stimme oder Live-Instrumente aufnehmen willst
Bald gibt es von uns eine ausführliche Übersicht zum Homestudio-Equipment mit konkreten Beispielen und unseren Empfehlungen.
Trotz Alltag: Nutze deine wenige Zeit produktiv
Du bist nicht allein, wenn du denkst: “Ich habe ja einen Vollzeitjob und Familie. Wann soll ich denn noch Zeit für meine Musikleidenschaft finden?” So geht es den meisten.
Die wenigsten arbeiten tatsächlich in Vollzeit als Musikproduzenten. Das heißt aber nicht, dass du für deine Leidenschaft keinen Freiraum schaffen kannst. Im Gegenteil: Auch als Hobbymusiker kannst du deine Zeit produktiv nutzen und deine Musik veröffentlichen. Dafür brauchst du einen Plan. Überlege dir:
- Welche musikalischen Ergebnisse möchtest du am Ende haben?
- Mit welchen Tools kommst du zu deinen Musikergebnissen?
- Wie kannst du eine kreative Routine für das Musikmachen schaffen, damit du mit der Zeit immer schneller zu Ergebnissen kommst
Musik produzieren heißt auch dran bleiben
Auch wenn du zu dir sagst: “Musik ist meine Leidenschaft”, bedeutet das nicht, dass du diese Leidenschaft tatsächlich (er)lebst. Dran zu bleiben, bedeutet nicht nur eine kreative Routine zu schaffen. Es heißt auch, dich selbst immer wieder zu motivieren und inspirieren zu lassen.
Als Hobbymusiker wirst du dich schlecht fühlen, wenn du dein Homestudio einrichtest und es dann nicht so oft benutzt.
Dran zu bleiben bedeutet, dass du die Musikproduktion ernst nimmst und zu einem Teil deines Lebens machst. Egal, ob du dich als Profi- oder Hobbymusiker siehst. Vergiss aber nicht, dabei Spaß zu haben. Auch wenn die Ergebnisse manchmal nicht so schnell kommen. Der kreative Prozess an sich kann manchmal überfordernd sein. Aber wenn dein Song am Ende steht, weißt du: “Es hat sich gelohnt.”
Diesen einen Fehler solltest du unbedingt vermeiden
Du solltest relativ früh, professionelle Unterstützung mit persönlichem Feedback zu deiner Musik einholen. Learning by doing, Trial & Error oder von YouTube-Videos zu lernen ist natürlich möglich. Wenn das jedoch deine einzige Lernquelle ist, besteht die Gefahr, fünf bis zehn Jahre deiner Lebenszeit zu verschwenden und erst dann festzustellen:
- Du löst ein Problem mit dem hundertsten YouTube-Tutorial und gleich poppt ein neues auf, weil du die Grundlagen nicht wirklich gelernt hast.
- Du weißt nicht, was du nicht weißt.
- Statt Musik zu machen, vergeudest du deine Zeit damit, überall nach Informationen zu suchen.
- Du schaffst es nicht, Songs schnell fertig zu kriegen.
- Keiner sagt dir, was an deiner Musik falsch ist und wie du das lösen kannst.
Wenn du jetzt sagst: Boah, kein Plan, es sind hier fünf Sachen und ich weiß gar nicht, wie ich das hinkriegen soll... Du kannst diese Zeitangaben deutlich verkürzen. Wenn du mit einem guten Lehrer, Trainer oder Coach den Weg durchgehen würdest, wirst du viel schneller sein, als jemand, der keine Unterstützung hat.
Fazit
Es kann also von wenigen Monaten bis zu vielen Jahren dauern, bis dein erster Song steht. Die Erfahrung mit unseren Schülerinnen und Schülern zeigt, dass es im Durchschnitt ca. ein Jahr dauert, bis sie selbstbewusst einen Song selbst produziert und abgemischt haben.
Je nachdem, welche Kenntnisse du bereits hast, wie viel Zeit und Motivation du investierst…
Hauptsache du bleibst dran und übst alle Fähigkeiten, über die wir in diesem Artikel gesprochen haben. Wichtig ist auch, dass du verstehst, was dir noch an Wissen fehlt und dass du dafür etwas tust. Lass dich nicht von Informationen ablenken, die heutzutage von überall kommen - wie YouTube oder Social Media “Ratgebern”, sondern bleib am Ball und konzentriere dich auf dich und deine Fähigkeiten.
Wenn du dir erhofft hast, ein Profi-Produzent innerhalb eines Monats zu werden, müssen wir dich leider enttäuschen. Du wirst weder das Wissen noch die Fähigkeiten über eine Nacht aufbauen können. Es gibt keine schnellen Tipps & Tricks, ohne dass du übst und eine kreative Routine entwickelst. Du kannst dir jedoch Unterstützung suchen, so dass du dich auf das Wesentliche konzentrieren kannst und dein Ziel schneller erreichst.
Du willst keine Zeit mit endlosen YouTube Tipps & Tricks verbringen?
Lass dich von unseren Trainern beraten, wie wir dich unterstützen können.